Autismus Spektrum

Autismus Spektrum Störung - mehr als eine Diagnose


Das Thema Autismus-Spektrum ist unglaublich komplex und definitiv ein Bereich, der oft missverstanden wird.

Der Begriff “Autismus-Spektrum” wird heute genutzt, um die Vielfalt an Erscheinungsformen und Verhaltensweisen zu betonen. Jeder Mensch im Autismus Spektrum zeigt andere Stärken, Bedürfnisse und Herausforderungen. Es gibt keine pauschale Beschreibung und es ist enorm wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Früher wurde stärker in Kategorien gedacht, was zu starren Bildern geführt hat, die den einzelnen  Betroffenen einfach nicht gerecht werden. Die Darstellung in den Medien ist meist auf zwei Extreme beschränkt: Der hochbegabte, oft sozial unbeholfene Autist – wie in Serien oder Filmen, die den “Genie-Aspekt” betonen und der klassische frühkindliche Autist – mit nonverbaler Kommunikation, stereotypen Bewegungen und sozialer Isolation. Diese vereinfachten Darstellungen werden der Realität nicht gerecht. Die meisten Betroffenen befinden sich genau zwischen diesen Extremen, und ihre “Auffälligkeiten” können sich über die Lebensspanne hinweg verändern oder mischen. Es ist auch wichtig zu betonen, dass viele Betroffene Fähigkeiten entwickeln, die in der Kindheit nicht erkennbar waren. 

Die Diagnostik erfolgt meist anhand der ICD-10, welche noch mit den alten Kategorien wie Asperger-Syndrom, Kanner-Autismus und atypischem Autismus arbeitet. In der Realität sind diese Schubladen oft ungenau und spiegeln die Vielfalt nicht wider. Die neuere ICD-11 hat diese Kategorien zugunsten einer einheitlichen Diagnose “Autismus-Spektrum-Störung” abgeschafft, da sie besser widerspiegelt, dass alle Betroffenen individuell betrachtet werden müssen.

Sehr häufig vermischen sich die “Auffälligkeiten”. Ein Kind kann in bestimmten Bereichen hochfunktional sein (z. B. Sprache oder Gedächtnis), während es in anderen (z. B. soziale Interaktion oder sensorische Verarbeitung) stark beeinträchtigt ist. Diese Diskrepanz führt oft zu Verwirrung – sowohl bei Eltern, Erzieher:innen  und auch Fachleuten. Es zeigt, wie wichtig es ist, jeden Menschen individuell zu betrachten.

Ein großes Problem ist, dass viele Menschen, die nicht direkt mit Autismus konfrontiert sind, noch an veralteten Vorstellungen festhalten. Ein Kind, das beispielsweise Blickkontakt vermeidet oder sich bei sozialen Aktivitäten zurückzieht, wird schnell durch seine Diagnose abgestempelt. Gleichzeitig wird das Potenzial übersehen, das in der richtigen Umgebung gefördert werden könnte.

Kategorien führen oft zu Pauschalisierungen, wie ,„Menschen mit Autismus sind unsozial“ oder „sie haben alle eine besondere Begabung.“ Diese Klischees können falsche Erwartungen wecken und die Person auf eine eindimensionale Sichtweise reduzieren.

Durch Kategorisierung wird oft übersehen, was der einzelne Mensch  tatsächlich braucht. Statt sich an starren Vorstellungen zu orientieren, ist es wichtiger, individuell zu verstehen, was für den jeweiligen Menschen hilfreich ist.

Wenn jemand in eine Schublade gesteckt wird, kann dies das Gefühl auslösen, dass er nicht als individuelle Person wahrgenommen wird. Besonders für Menschen im Autismus-Spektrum, die häufig mit Ablehnung oder Missverständnissen kämpfen, ist dies belastend und kann ihr Selbstwertgefühl beeinträchtigen.

Wenn Außenstehende sich auf Kategorien verlassen, anstatt zuzuhören und die Perspektive der Person zu verstehen, bleibt der Raum für echten Austausch und Verständnis eingeschränkt.

Gerade bei Autismus ist es wichtig, die individuelle Vielfalt und die Perspektive der Person wertzuschätzen, anstatt sie durch starre Stereotypen zu definieren.

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